Einen Rundgang durch Steeden beginnt man am besten am Parkplatz in der alten Dorfmitte gegenüber dem Heimatmuseum Steedener-Stuben, im Dorf „Matthesplatz“ genannt!
Der Matthesplatz entstand nach dem Krieg durch den Abriss von drei Häusern. In einem der Häuser lebte die Familie Clemens, deren Familienoberhaupt damals Matthias (Nickname = „Matthes“) hieß. Daraus leitet sich der Name des Platzes, welcher die ehemalige „Mittelgasse“ begrenzt, ab.
Durch die ehemalige „Mittelgasse“, der früheren Hauptstraße des alten Dorfkernes, bewegt man sich Richtung des „Kirchberges“ (Einmündung bei der Fa. Autofit) – beide Straßen haben heute die Bezeichnung „Unter der Kapelle“.
Die Mittelgasse
Die Mittelgasse war die ehemalige Hauptstraße des alten Dorfkerns von Steeden. Sie beginnt an der frühere Straße „Am Kirchberg“ und mündet in die Bachstraße ein. Im Zuge des Gemeindezusammenschlusses Runkel wurde sie, da der Name im Stadtgebiet mehrmals vorhanden ist, 1976 in „Unter der Kapelle“ umbenannt.
Die Johanneskapelle und der Kirchberg
Die Johanneskapelle wird erstmals im Jahr 1290 urkundlich erwähnt. Sie wurde damals zur Besitzung des Stiftes Dietkirchen gezählt. Gebaut und geweiht wurde sie wohl schon ca. 100-150 Jahre früher. Geweiht wurde sie nach einer Fundstelle im Rheinischen Archiv um 1140 vom Kloster St. Irminen in Trier-Oeren, einem Benediktinerkloster, welches bis Ende des 16 Jahrhunderts ein Marienpatrozinium hatte. Seit 1366 gehörte sie in das Patronat des Grafen von Runkel, welcher 1553 die Reformation, reformierter Prägung, einführte. Seitdem ist sie eine evangelische Predigtkirche.
Der Kirchberg (heute ebenfalls Straße „Unter der Kapelle“) beginnt an der Hauptstraße und endet als Sackgasse am Hang des Löhrbachs. Vom Ende der ehem. Straße „Am Kirchberg“ gehen links die Treppen zur Johanneskapelle ab, welche auf einem Hügel liegt und nicht mit dem Auto erreichbar ist.
Das Backespäädche und das 1. Steedener-Backes
Der erste Steedener-Backes lag am oberen Kirchberg, wo heute die Garagen der Familie Wendorf stehen. Hinter dem Backes befand sich der Backesgarten, der heute noch in Teilen hinter dem Grundstück Neuzerling vorhanden ist. Es wurde schon ca. 1780 in den damaligen Neubau der Schule verlagert.
Zum Erreichen des Backes gab / gibt es einen Verbindungsweg von der Bachstraße zum Kirchberg, das „Backespäädche“, welches heute noch gerne zum schnellen Erreichen des Ortskerns von der Bachstraße und dem Baugebiet Löwen genutzt wird.
Am Ende des Kirchberg’s kann man recht’s abbiegen in den sogenannten Kuhweg („Koihweg“), der an der Hofener-Straße endet. Nach ca. 200 m gelangt man rechts abbiegend bergauf auf die sog. Eichschulter („Aascheller“), dem schönsten Aussichtspunkt des Dorfes.
Der Kuhweg od Koehweg
Der Koehweg ist ein alter Fluchweg aus dem dreißigjährigen Krieg. Über ihn brachten die Bauern ihr Vieh, zum Schutz gegen plündernde Soldaten, in die sog. „Kolbe-Holz-Schlucht“. Er beginnt am Ende des Kirchberges, neben dem Grundstück der Familie Wendorf.
Die Aascheller (Die Eichschulter)
Die Aascheller oder Hochdeutsch die „Eichschulter“ war und ist ein beliebter Aussichtspunkt auf den Steedener-Altort und die Kalkwerke. Früher konnte man von dort auch gut die Löhrbachschlucht und die Steinzeithöhlen sehen. Die Aascheller ist ein Felszug mit geringer Überdeckung mit Erde. Deshalb haben sich dort viele Trockenrasengewächse angesiedelt. Am oberen Ende der Aascheller mündet die sog. „Paulchenallee“ ein.
Über die Paulchenallee bewegt man sich nun in Richtung Ohlenberg und kann von diesem Weg verschiedene Dorfansichten genießen.
Die Paulchenallee
Die Paulchenallee wurde in der nationalsozialistischen Zeit („Kraft durch Freude-Bewegung“), zur Stärkung der touristischen Attraktivität des Ortes, gebaut. Sie beginnt auf der sog. Aascheller und mündet gegenüber den Grundstücken der Familien Hochfellner / Eikmeier in den Neuen Weg ein.
Die Steedener-Hauptstraße
Die Steedener-Hauptstraße wurde im 19. Jahrhundert angelegt und Zug um Zug verlängert. Sie endete lange Zeit bei der heutigen Autowerkstatt „Autofit“ und Wohnhaus der Familie Kramp. An der Hauptstraße befindet sich das Gotteshaus der 1846 gegründeten Selbständigen Evangelisch-Lutherische Zionsgemeinde (SELK). Diese Kirchengemeinde verfügt seit 1849 über ein eigenes Gotteshaus, welches an Christi Himmelfahrt (17. Mai) 1849 geweiht wurde.
Der Neue Weg
Der sog. „Neue Weg“ wurde im 19. Jahrhundert als Verbindungsweg von der Langenbergstraße zum Steedener-Feld gebaut. Durch die Erweiterung des Baugebietes Kerkerbach schließt er heute an die Schulstraße an, ist aber nach wie vor ein reiner landwirtschaftlicher Weg. Die Hänge oberhalb des „Neuen Weg“ wurden bis ins 18. Jahrhundert als Weinberge genutzt.
Altes Wasserwerk am Ohlenberg und der Wasserstollen
Am Ende der Straße „Am Ohlenberg“, heute auf dem Grundstück Eikmeier, liegt ein alter Wasserstollen, der bis unter den Heumst gegraben wurde. Er diente bis in die 50er-Jahre der Wasserversorgung des Dorfes. Zur Verteilung des Wassers wurde hinter dem heutigen Grundstück der Familie Schardt- Schmetz ein Hochbehälter erbaut. Heute wird von dem Hochbehälter nur noch der Brunnen vor dem Friedhof versorgt.
Der Ohlenberg
Die heutige Straße „Am Ohlenberg“ war früher ein Verbindungsweg zum Steedener-Feld und für die verschiedenen Obstgärten, welche sich in Südhanglage über dem oberen Dorf befanden. Über den Weg konnte man auch den Wasserstollen erreichen.
Über die Straße „Am Ohlenberg“ – zu dieser gibt es eine Verbindungstreppe von der oberen Schulstraße zwischen der Grundstücken 75 und 77 – gelangt man zur Straße „Am Born“ und über diese auf dem Weg „Hinter den Gärten“ nach ca. 1,5 km wieder zum Matthesplatz.
Der Born
Am sog. „Born“ stand früher einer von drei Steedener-Brunnen, welche zur Trinkwasserversorgung genutzt wurde. Verbunden war der Brunnen mit dem Wasserstollen, welcher vom Ohlenberg abging.
Mühlen in Steeden
Außerhalb der Steedener-Ortsgemarkung liegen zwei jahrhundertealte Mühlen!
Alte Mühle
Die Alte Mühle im Kerkerbachtal (Zufahrt ca. 200m vor der Brücke der Steedener-Hauptstraße über den Kerkerbach – unterhalb der Einfahrt „Rosengartenstraße“ in das Wohngebiet Steeden-Kerkerbach) hat im Laufe ihrer mehr als 500 jährigen Geschichte viele Namen gehabt: Kerkermühle, Finstermühle, Heberlings Mühle, Petsche Mühle und schließlich Alte Mühle. Offiziell hieß sie bis ca. 1900 Kerkermühle, danach wurde der Name „Alte Steeder Mühle“ geläufig und auch offiziell verwendet.
1453 wurde die Mühle zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Sie war eine sogenannte Bannmühle. Durch eine Anordnung von Kaiser Friedrich Barbarossa wurden 1158 alle Untertanen einer Herrschaft verpflichtet, ihr Getreide in einer vom Landesherrn bestimmten Mühle (= Bannmühle) mahlen zu lassen.
Die Mühle hatte im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Funktionen.
1714 richtete die wiedrunkelsche Regierung eine Papiermühle ein, die wohl im alten Hauptgebäude untergebracht war. Damit war ein Lumpensammlungsrecht in den Dörfern der Herrschaft Runkel verbunden – aus Woll- und Leinenlumpen konnte feines Büttenpapier hergestellt werden. Die Papiermühle konnte sich nicht lange halten und wurde als Getreidemühle weiter betrieben.
Im 1900 Jahrhundert heiratete Helene („Lene“) Heberling, eine der letzten Besitzerinnen, einen Steedener-Bürger und brachte damit die Mühle in den Besitz der Familie Höhn.
Um 1900 erwarb der Runkeler Arzt Dr. Ernst Petsch die Mühle, baute sie um und betrieb sie im kleinen Umfang als Schrotmühle weiter. Eine Wasserturbine versorgte ab 1911 das Anwesen mit Strom.
Nach dem Tode von Dr. Petsch erwarb die Mühle die Duisburger Firma Fix, die in Steeden einen Kalksteinbruch betrieb. Von dieser erwarb Karl Schmidt 1934 die Mühle, die er schon 1930 gepachtet hatte. Er wandelte die Schrotmühle später in einen Ölmühle für Raps, Mohn, Lein und Walnüsse um. In den frühen 1980er-Jahren wurde der Betrieb eingestellt.
Die Mühle stand dann nach dem Tod der letzten Eigentümer (Fam. Schmidt) lange Jahre leer und verfiel, bevor sie 2008 verkauft und durch den neuen Eigentümer in den Jahren 2012-2014 umfassend und sehr gelungen saniert wurde.
Neue Mühle
Bei der Neuen Mühle handelt es sich um eine offen gruppierte Hofanlage in den Auwiesen unterhalb der Steedener-Hauptstraße – ca. 300m nach der Einmündung der Rosengartenstraße beim Johanneshaus in die Steedener-Hauptstraße. Gebaut wurde sie wohl in den Jahren 1824/25 – erweitert um 1845.
Die Mühle wurde vom Müllermeister Ameis und Frau, geb. Heberling, erbaut. Der Sohn Ameis starb unverheiratet in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts durch Suizid. Die Tochter Auguste Ameis heiratete den aus dem Thüringischen stammenden Müller Kühn. Neben der Mühle wurde immer Landwirtschaft betrieben. Aus der Ehe gehen drei Töchter hervor: Anni Pinkel geb. Kühn, Frieda Lichtenberg geb. Kühn und Hilda (Nachname?) geb. Kühn. Die Söhne von Frieda Lichtenberg haben 1999 die Mühle verkauft.