Geht mit mir durch Steeden

Die Steedener-Heimatdichterin Frieda Kramp. geb. 10.02.1906 - gest. 28.03.1993
Die Steedener-Heimatdichterin Frieda Kramp. geb. 10.02.1906 – gest. 28.03.1993

 

Ein Gedicht von Frieda Kramp

Groß ist es nicht, doch hat es ein liebes altes Gesicht, die „Aascheller“ mitten als knuppelige Nase, vom „Koihweg“ begrenzt, der historischen Straße.

Im 30-jährigen Krieg, als der Feind hier im Land das Geld uns genommen, und die Äcker nahm Hofen zum Pfand für ein Geback Brot, wir mussten doch leben, da wurde Hofen so reich an unserem Ackerland eben. Eine einzige Kuh, die Steeden verblieben, wurde im Dunkeln hinter der „Aascheller“ getrieben, ließ sie dann aus Verlegenheit eine Kleinigkeit fallen, kam in die Schürze der Kuhflädige Ballen.

Doch die Kuh samt Mist, sie wurden versteckelt. Jetzt sind die alten Zeiten verbröckelt…

nur nicht die Namen, die sind geblieben, stehen sie im Grundbuch geschrieben.

Das „Backespäädche“ – was die für Namen einst fanden! Hier hat einmal früher das Gemaabackes gestanden, wie es noch keinen Konditor gegeben, der Mensch gesunde Zähne hatte vom einfachen Leben. Da wurde die Bezeichnung des Pfades geboren. Uns gingen „Gemaabackes“ und die Zähne verloren. Wir tragen Brücken und Kronen im Mund, und damals waren die Zähne gesund.

Die Menschen von damals, sie nutzten die Glieder und gingen über den Kirchhof zum Schulberg hernieder, haben Rechnen und Schreiben allhier begriffen vor Jahrhunderten schon den Geist geschliffen, sich um 1700 mit sicherem Blick die Schule erkämpft – heut geht sie zurück – freiwillig nach Runkel, das Wissen ergründen, auf das der Stein der Weisen finden.

So wandern wir weiter, nur kurz ist die Bahn und finden uns wieder an den Wellen der Lahn,

an der „Braare Pritsch“ dem Sommeridyll, des kleinen Buben ersehntes Ziel.
Kaum, dass ihn tragen die kurzen Beine, entweicht zur Lahn und sammelt Steine und wirft, wie einst die Väter (jetzt Rufer), „Buttermilch“ hinüber zum anderen Ufer. „Buttermilch“ ist, wenn geschickt geführt, der Stein nicht sinkt, sondern nur berührt.

Das sind in unseres Sommerzeiten alte Steedener Eigenheiten. Stets lockt die Lahn mit ihren Trümpfen, weg mit den Schuhen, weg mit den Strümpfen, hinein ins Nass zur großen Wäsche!

Tut’s Not, dann wasch die ganze Fläche.

Gestärkt vom Bad ganz in der Nähe, einen Gruß zur Lahn von der Weierberg-Höhe.

Den Weg zurück – wem schadet Bewegung? Über die Langenbergstraße dem Grünplatz entgegen, vor Gottes Acker zur kleinen Rast, zum Tagbedenken – auf Erden nur ein Gast.